Nur wenige Areale unseres Körpers sind so tabubesetzt wie unsere Hinterpforte – und damit alles, was damit zusammenhängt und was dort rauskommt, umrahmt von einem charakteristischen Duft und Geräuschteppich. FOCUS-Kolumnistin Yael Adler erklärt, warum der Po mehr Beachtung verdient hat.
Schon aus ärztlicher Sicht wäre es wichtig, dieses rückwärtige Tabu endlich zu brechen, denn der Anus und die Gesäßfalte, wie das verminte Gelände korrekt umschrieben wird, halten immer Informationen für uns bereit, vor allem über verbreitete Volksleiden, die bis heute gern hartnäckig beschwiegen werden.
Mindestens fünf Prozent der Bevölkerung beklagen Juckreiz am After. Die meisten reagieren darauf mit panischer Reinigung – und genau das ist der Fehler. Die Putzwut zerstört das vom Körper mühsam im Dunklen, Feuchten und Schwitzigen zelebrierte chemische und mikrobiologische Gleichgewicht. Setzen sich dann noch Seifenreste in den zarten Fältchen am Anus fest, kommt es schnell zu Irritationen und Reizungen. Ähnliche Effekte erzielen parfümiertes Toilettenpapier oder Feuchttücher mit Duft- oder Konservierungsstoffen.
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Po-Hygiene: Weniger ist mehr!
Die Diva unter den Körperfalten ist als erogene Zone so voller Nervenfasern, dass weniger manchmal besser ist – etwa das traditionelle Bidet, die japanischen Toilettensitze mit integrierter Po-Dusche oder Waschen mit klarem Wasser. Tritt keine Linderung ein, sollte besser der Arzt reinschauen, ob vielleicht Neurodermitis, Schuppenflechte, Infekte durch Bakterien, Pilze, Feigwarzen, Würmer, Herpes oder Filzläuse Quartier genommen haben.
Ist die Familie geschlossen am Juckprogramm beteiligt, sind manchmal fadenförmige Madenwürmer die Ursache. Bei Frauen und Mädchen können diese auch die Vulva und Vagina entzünden. Die Würmer kriechen zu nächtlicher Stunde aus dem Anus und legen Eier im Eingangsbereich ab. Die klinken sich beim Aufstehen aus und werden von den übrigen Familienmitgliedern eingeatmet wie Staub. Wer dem Juckreiz nicht widersteht, hat sie bald auch unter den Fingernägeln.
Über die Gastautorin
Yael Adler ist Dermatologin und Bestseller-Autorin. Sie hat Zusatzausbildungen in Phlebologie (Venenheilkunde) und Ernährungsmedizin absolviert. Ihr Spezialgebiet: Der Einfluss von Ernährung und Psyche auf die Haut.
Die Schnelldiagnose per Augenschein ist nur für Besitzer von Flachspültoiletten möglich: In der Schüssel sehen wir die Würmer im Wohlfühlklima unserer Exkremente.
Hören Sie auf Ihren Körper
Wo sie sofort unwiederbringlich im Tiefspüler abtauchen, hilft der Selbstversuch mit einem Stück transparentem Klebestreifen. Dieser wird auf die Afteröffnung gedrückt, vorsichtig abgezogen und unters Schulmikroskop der Kinder gelegt. Der Hausarzt verordnet dann eine Runde Wurmkur für alle oder stellt eine Überweisung zum Proktologen aus. Das ist der Mediziner, der Erkrankungen des Mastdarms und des Analkanals behandelt und genau weiß, ob Sie nicht vielleicht auch ausgeleierte Hämorrhoiden (häufigste Ursache für rückwärtigen Juckreiz!), Marisken, Fissuren oder eine Analvenenthrombose haben. Esslust In 45 Minuten zubereitet: Deftiges Gericht zum Wochenende: Gulasch mit Schweinefilet
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