China sperrt 13 Millionen Einwohner in ihre Häuser, aber die Essenslieferungen kommen nicht überall an

Es ist der härteste Lockdown in China seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Wuhan im Frühjahr 2020: Seit nunmehr zwölf Tagen hat die chinesische Regierung eine strikte Ausgangssperre für die 13 Millionen Einwohner von Xi'an erlassen. 1600 Coronafälle wurden in der Metropole in Zentralchina seit dem Ausbruch Mitte Dezember registriert – für chinesische Verhältnisse eine sehr hohe Zahl. Seit Beginn der Pandemie hat es – auch wegen der massiven Überwachung der Regierung – nach offiziellen Angaben nur 100.000 Fälle in dem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern gegeben. Zum Vergleich: Am Montag verzeichneten die USA erstmals mehr als eine Millionen Corona-Fälle – und das an einem einzigen Tag. Wie strikt China bei Corona-Fällen vorgeht, zeigt ein Blick nach Yuzhou: Die Millionenstadt wurde nach drei bestätigten Fällen ebenfalls in einen Lockdown geschickt. (Mehr dazu lesen Sie hier)

War es anfangs noch erlaubt, alle drei Tage die Wohnung in Xi'an zum Einkaufen zu verlassen, haben die Behörden trotz sinkender Infektionszahlen die Maßnahmen nochmal verschärft. In den sozialen Medien häufen sich die Berichte von Betroffenen, dass sie nur noch für die obligatorischen Corona-Tests das Haus verlassen dürfen, Supermärkte und Kioske mussten ebenfalls schließen. Lebensmittel können nur noch bestellt werden, die Versorgung der Bürger hat die Regierung übernommen. Das jedoch mehr schlecht als recht.

Xi'an in China


Millionenstadt verschärft Lockdown-Regeln: Mitarbeiter deutscher Firma schlafen im Werk

China: Bestellungen kommen bei Bürgern in Xi’an nicht an

Laut einem Bericht der "Tagesschau" beklagen sich immer mehr Bürger darüber, dass sie seit Tagen nur noch Instant-Nudeln zu essen bekommen und ihre Bestellungen nicht ankommen. "Es ist über eine Woche her, dass wir unsere Wohnanlage verlassen konnte, und die Bezirksregierung organisiert bislang weder Fleisch, Milch oder sonstiges Essen", wird eine weitere Anwohnerin vom "RND" zitiert. Ein an Silvester veröffentlichtes Video auf Twitter zeigt Anwohner in einer hitzigen Diskussion mit Polizisten. Ein Mann erklärt darin, dass seine Familie kein Essen mehr habe. Auch die Stimme einer Frau ist zu hören, die beklagt, dass sie drei bis vier Stunden für Essen angestanden hätten, aber der Verkauf nicht mehr gestattet sei.

Von Lebensmittelknappheit will aber die chinesische Regierung nichts wissen: Über ihre Staatsmedien zeigt sie Bilder von Menschenketten, die säckeweise Lebensmittel in ein Wohnviertel bringen. In der Tat werden die Anwohner mit kostenlosem Essen versorgt, doch immer mehr klagen darüber, dass sich die Lieferungen verzögern oder noch gar keine gekommen seien. In einem anderen Video wird laut dem von der US-Regierung finanzierten Sender "Radio Free Asia" gezeigt, wie mehrere Laster Gemüse, Obst und Schweinebauch in eine Wohnsiedlung bringen. Ein PR-Stunt, der nach hinten losging: Denn die in dem Bericht angegebene Adresse ist die von Angehörigen der Regierung in der Provinz Shaanxi, fanden mehrere Social-Media-Nutzer heraus und sorgten für Entrüstung. "Wo können normale Menschen so etwas finden", wird eine Anwohnerin namens Song bei "Radio Free Asia" zitiert. Sie habe nur einen Chinakohl, eine Zucchini, vier Paprika, drei Knollen Knoblauch, ein Stück Ingwer, zwei Lauchzwiebeln und drei Kartoffeln bekommen. 

Der Tauschhandel blüht in Xi’an

Um an Lebensmittel zu kommen, ist laut der "BBC" ein regelrechter Tauschhandel in Xi'an ausgebrochen. Im Internet würden Anwohner Spülmittel gegen Äpfel, Zigaretten für Chinakohl und Wattestäbchen für Kartoffeln tauschen. Auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo kursiere sogar ein Video, bei dem jemand eine Spielkonsole gegen Nahrungsmittel tausche. Wer jedoch die Wohnung verlässt, dem drohen Strafen. In einem anderen Video ist zu sehen, wie ein junger Mann von Sicherheitskräften zusammengeschlagen wird. Er hatte vom Hunger getrieben seine Wohnung verlassen, um sich Dampfnudeln zu holen. Laut "Radio Free Asia" sind derzeit alleine rund 40.000 Polizisten in der Stadt im Einsatz, um die Wohnkomplexe im Auge zu behalten und die Einhaltung der Corona-Maßnahmen sicherzustellen.

Ursprung der Corona-Pandemie


Erste Covid-Patientin war wohl Fischverkäuferin in Wuhan

Auch im Rest des Landes achten die Behörden auf die strikte Einhaltung der Corona-Regeln. Gerade in Peking, wo in einem Monat die olympischen Winterspiele starten, steht man vor großen Hürden. Die Winterspiele sollen in einer kompletten Blase ohne Außenkontakt stattfinden – positiv getesteten Sportlern droht dann eine langwierige Quarantäne im Hotelzimmer. Bis dahin hoffen die Bewohner Xi'ans wieder aus dem Lockdown zu sein, am Montag meldeten die Behörden 90 neue Corona-Infektionen. Bei Chinas harter Linie ist die Stadt jedoch noch weit von einem Ende des Lockdowns entfernt. Dieser wird erst dann aufgehoben, wenn es keine neuen Infektionen gibt.

Quellen: BBC, Tagesschau, RND, Radio Free Asia

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