Mini-Studie befeuert WHO-Verdacht: My-Mutation resistenter als alle Varianten zuvor?

Seit kurzem beobachtet die WHO die My-Variante des Coronavirus. Der Grund: Die Experten fürchten, dass sie den Antikörpern von Geimpften und Genesenen entkommen könnte. Eine neue Mini-Studie aus Japan untermauert diesen Verdacht nun.

Seit dem 30. August zählt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine neue Variante zu denen „von Interesse“. „My“, erstmals Anfang des Jahres in Kolumbien nachgewiesen, steht seitdem unter besonderer Beobachtung der Gesundheitsexperten.

Die WHO fürchtet, dass die Variante B.1.621 aufgrund ihrer zahlreichen Mutationen die Wirksamkeit der Antikörper von Geimpften und Genesenen herabsetzen könnte. Damit würde sich die Variante zumindest in Teilen der Immunität entziehen, Experten sprechen hier von einem „Immun Escape“.

Entzieht sich My unseren Antikörpern?

Diesen Verdacht untermauert nun eine neue Untersuchung aus Japan. Wissenschaftler verschiedener Universitäten hatten im Rahmen einer sehr kleinen Studie die Resistenz von Virusvarianten auf die Antikörper von Genesenen und mit Biontech/Pfizer Geimpften untersucht. Dabei stellten sie fest: In beiden Gruppen wies My die höchste Antikörperresistenz aller bisher bekannten Varianten auf.

Allerdings gibt es bei der Studie einige Einschränkungen: Zum einen wurden lediglich die Proben von acht Genesenen und zehn Geimpften untersucht. Die Gruppe der Teilnehmer ist also extrem klein. Zum anderen handelt es sich lediglich um eine Preprint-Studie. Sie wurde also noch nicht von unabhängigen Wissenschaftlern beurteilt.

Trotzdem verdeutlichen die Ergebnisse laut ersten Expertenstimmen, dass die My-Variante dringend genau beobachtet werden muss.

  • So war die My-Variante in der Mini-Studie bei Genesenen um das 12,4-Fache resistenter, als es etwa der Wildtyp des Coronavirus war. Zum Vergleich: Die Delta-Variante war um das 4-Fache resistenter, Beta um das 8,2-Fache.
  • Zudem war My bei mit Biontech/Pfizer Geimpften um das 7,6 fache resistenter als der Wildtyp. Bei Delta lag der Faktor bei 2,6, bei Beta bei 6,3. Institute of Medical Science, University of Tokyo, Die My-Variante ist resistenter gegen Antkörper von Geimpften und Genesenen als alle anderen Varianten bisher.

Ansteckung ist nicht gleich Antikörperresistenz

Darüber zeigt sich etwa SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach besorgt. Sollte die Variante auch ansteckender sein, wäre sie „äußerst gefährlich“, schrieb er bei Twitter.

„Schlechte Nachrichten“, twittert auch US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding bezüglich der neuen Ergebnisse. Allerdings schränkt er deren Aussagekraft zugleich ein. Dass My resistenter gegen Antikörper sei, heiße nicht, dass sich die Variante damit automatisch schneller verbreite. „Ansteckung und Übertragbarkeit sind nicht dasselbe wie die Antikörperresistenz“, betont er.

Delta sei weiterhin die dominante Variante. Dennoch sollten Wissenschaftler genau beobachten, ob die Variante in einem Land Delta verdränge oder nicht. FOCUS Online Sehen Sie im Video: Infektiologe erklärt, warum Ungeimpfte Mutations-Gefahr befeuern

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