Das britische Gesundheitssystem ist an manchen Orten, wie hier in London, bereits am Limit – und die Infektionszahlen steigen immer weiter an. In den Krankenhäusern kämpfen Pflegepersonal und Ärzte um das Leben der vielen Corona-Patienten – und hadern mit ihrem eigenen Job.
Tori Cooper, leitende Krankenpflegerin in der Intensivstation
»Die Arbeit bereitet derzeit kaum Freude. Wir versuchen immer die positiven Seiten zu sehen, aber es wird immer schwieriger, Freude zu haben. Wenn du zur Arbeit kommst, hast du Angst. Du hast Angst um deine Kollegen, hast Angst um deine Familie und hast Angst um dich selbst.«
Die Lage in England ist besorgniserregend. Zwar verkündete Premier Boris Johnson am Dienstag, dass bereits über 1,3 Millionen Briten geimpft wurden. Doch dem gegenüber stehen hohe Infektionszahlen – und wohl noch härtere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.
Boris Johnson, britischer Premierminister:
»Überwältigend viele Menschen verstehen, dass wir keine Wahl haben, wenn uns das Nationale Statistikamt sagt, dass mehr als zwei Prozent der Bevölkerung infiziert sind – das sind mehr als eine Millionen Menschen in England – und wenn wir heute weitere 60.000 neue Fälle gemeldet haben.«
Die Hauptstadt London bereitet sich deshalb auf eine Überlastung des Gesundheitssystems vor. Schon in zwei Wochen könnte diese laut britischer Medien eintreten. Doch das Krankenhauspersonal ist schon jetzt verzweifelt.
Dr. Omome Etomi, Assistenzärztin in der Akut-Abteilung:
»Bei manchen Patienten ist es unberechenbar. Morgens beginnst du die Arbeit mit jemandem, der ziemlich stabil wirkt. Und am Ende der Schicht ist die Lage so, dass er Intensivbetreuung benötigt.«
Lindsey Izard, Oberin in der Intensivstation:
»Das Personal ist erschöpft. Und zusätzlich müssen sie dann auch noch Kompromisse bei der Patientenfürsorge machen. Sie tun alles, um den Patienten abzusichern, aber können nicht alles tun, was sie eigentlich wollen. Das ist wirklich schwer. (…) Und die Sorge ist, dass wir wahrscheinlich noch nicht den Höhepunkt erreicht haben.«
Das Gesundheitsministerium sucht händeringend nach Entlastung. In besonders betroffenen Regionen werde zukünftig auf die sogenannten Nightingale-Krankenhäuser zurückgegriffen. Sieben solcher Einrichtungen wurden im Zuge der Pandemie errichtet, um das Gesundheitssystem zu entlasten. Genutzt wurden sie bisher kaum.
Aber auch in Großbritannien gilt: zusätzliche Intensivbetten sind das eine – geschultes Personal das andere. Das Pflegeteam vom Londoner St George’s Hospital ist schon jetzt mit den Kräften am Ende – vor allem seelisch.
Tori Cooper, leitende Krankenpflegerin in der Intensivstation:
»Wenn man nach Hause kommt, will man sich fast nicht erlauben, zusammenzubrechen. Weil man denkt: wenn du jetzt damit anfängst, hörst du nicht mehr auf. Wir sehen junge und alte Leute, jeder davon gehört zu einer Familie. Und jeder einzelne könnte zu meiner Familie gehören.«
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