Die Lage ist schon jetzt bedrohlich. Die Zahl der Covid-Intensivpatienten steigt stetig, und angesichts der Rekordwerte an Neuinfektionen droht deutschlandweit die Überlastung der Krankenhäuser. Im Fokus stehen zunehmend diejenigen, die dort die Patienten versorgen. Eine von ihnen ist Ute Spiegel. Sie arbeitet als Krankenschwester auf der Intensivstation der DRK Kliniken Berlin.
»Es überwiegt mittlerweile der Teil der ungeimpften Patienten und die Patienten werden sehr viel jünger. Also das Durchschnittsalter war jetzt in den letzten 14 Tagen tatsächlich bei 40, 50. Sie verlassen die Intensivstation tatsächlich sehr, sehr pflegebedürftig. Sie müssen alles wieder lernen, sie müssen selber atmen wieder lernen, sie müssen selber laufen wieder lernen. Es gibt so viele Verläufe, so viele schwere Verläufe, die auch mit der Durchblutung zu tun haben, dass sie dann wirklich ein anderer Mensch sind, wenn sie da aufwachen und bestimmt vieles auch anders sehen werden.«
War die Coronalage in Deutschland noch im Spätsommer lange relativ entspannt, schießen die Zahlen nun in die Höhe wie hierzulande noch nie. Beim Anteil der täglichen Neuinfektionen belegt Deutschland im internationalen Vergleich mittlerweile hinter den USA den zweiten Platz.
»Jetzt zunehmend auch mit den jüngeren Patienten, die einen schweren Verlauf haben, ist das wirklich mental sehr, sehr schwer auszuhalten., Ich bin Mutter von zwei Söhnen. Der jüngste ist 26, der andere ist 30. In dem Alter sind die Patienten, die ich jetzt hier zum Teil verpflege und das macht einem schon Angst. Und das waren tatsächlich gesunde Patienten – ungeimpft.«
Im Schnitt sind schon jetzt deutschlandweit 90 Prozent der Intensivbetten belegt. Fachleute fordern schnelle und entschiedene Maßnahmen seitens der Politik – doch die steht mitten in einem Regierungswechsel.
»Das fühlt sich schon sehr beängstigend an, weil ich glaube, die werden alle ein böses Erwachen haben. Wir dürfen ja nicht davon ausgehen, dass die Geimpften jetzt die Krankheit nicht weiter verbreiten. Und wenn wir die ganzen Weihnachtsmärkte etc. wieder ohne Regelungen zulassen, dann werden automatisch wieder viel, viel mehr Patienten erkranken.«
Die Corona-Pandemie wirft außerdem ein Schlaglicht auf die Missstände in der Pflege, die viel zu lange ignoriert wurden.
»Und ich möchte mich nicht bemitleiden lassen, weil ich Krankenschwester bin, und so weit ist es jetzt leider im Moment durch diese Situation gekommen und ich finde, das ist überhaupt nicht berechtigt. Klar, wir arbeiten viel und wir haben eine hohe Belastung. Aber ich kann immer noch einfach sagen, das ist der Beruf, den ich machen möchte. Wir brauchen einfach nur Hilfe, wir brauchen Hilfe, wir brauchen die Politik. Wir brauchen neue Kollegen, wir brauchen Menschen, die das mittragen und sich für diesen Beruf entscheiden. Und ich bin nicht bereit, da aufzugeben und ich bin auch nicht bereit, so viel Mitleid zuzulassen. Ich möchte eher wieder die Bewunderung für den Pflegeberuf zurückhaben. Und zwar nicht nur durch Klatschen, sondern durch echte Wertschätzung, seitens der Politik, der Arbeitgeber, der Gesellschaft.«
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