Seit 8 Uhr morgens warten die Menschen vor einer Arztpraxis in Berlin-Neukölln. Getestet wird hier direkt durch das Fenster. Sie alle wollen einen Corona-Test, aus unterschiedlichen Gründen.
„Weil mein Kind in der Kita eine Erzieherin hat, die positiv getestet wurde, und das müssen wir überprüfen.”
“Mein Arbeitskollege wurde vor einer Woche Corona-positiv getestet. Und wir arbeiten da eng aneinander in der Konditorei und haben jetzt auch mittlerweile Maskenpflicht Gott sei Dank, aber das Gesundheitsamt steht halt heute auch noch auf der Matte, und jetzt gucken wir, dass wir alle selber zum Test gehen. Jetzt hoffen wir mal auf negativ.”
“Weil ich eine Warnung durch die App bekommen habe. – Was hat die App gesagt? – Dass ich potenziell infiziert bin und ich besser zu Hause bleiben soll. Aber ich würde gern wissen, ob ich den Virus habe oder nicht, weil ich habe mich mit ein paar Freunden getroffen, als ich die Nachricht davon bekommen habe.”
“Weil ich am Wochenende Fieber hatte und Gliederschmerzen, und weil ich nächste Woche beruflich aus Berlin raus muss und da auf Nummer sicher gehen will.”
Wer heute Morgen nicht rechtzeitig da war, muss morgen wiederkommen. Bereits um kurz nach 9 ist die Testkapazität in dieser Praxis ausgelastet.
“Ich wohne hier um die Ecke und man sieht die Schlange täglich, und, genau, jetzt steht man selber drin.”
Der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin vertritt die deutliche Mehrheit der Labore in Deutschland. Er kritisiert nun, dass die Labore am Limit sind, weil die Urlauber anlasslos getestet werden.
Evangelos Kotsopoulos, Akkreditierte Labore in der Medizin e.V.
“Wir verbrauchen diese Kapazitäten momentan sehr intensiv, wir leben also, auch was unsere Belieferung angeht, eigentlich von der Hand in den Mund. Wir verbrauchen jede Woche nahezu die vollständigen Test-Kits und Ressourcen, die wir geliefert bekommen. Und es gelingt uns aufgrund der hohen Testzahl nicht so recht, Reserven anzulegen für die nächsten Wochen und Monate.”
Aktuell sind in den Mitgliedslaboren des Verbands die Testkapazitäten zu 78 Prozent ausgelastet. Die Labore fordern daher, die Testkapazitäten für diejenigen freizuhalten, die sie am nötigsten brauchen: Also für Infizierte, Kontaktpersonen und Risikogruppen. Momentan kann sich theoretisch jeder testen lassen – auch ohne Anlass, wenn man privat bezahlt.
Evangelos Kotsopoulos, Akkreditierte Labore in der Medizin e.V.
“Jemand, der bereits Symptome hat und hohes Fieber, testet sich ja eher nicht, um in das lange Wochenende oder in die Herbstferien gehen zu können, sondern der ist krank. Das ist die normale Testung, die wir machen und auch machen müssten. Alles andere, was dann wieder wie im August an den Autobahnen zu 99,8 Prozent negativ ist, ist halt eine Zusatzmenge, die momentan sehr schwer zu bewältigen ist.”
Innerdeutsche Reisende aus Risikogebieten können sich in einzelnen Bundesländern auch weiterhin frei-testen lassen, um dort übernachten zu dürfen. In der Runde der Regierungschefs am Mittwoch wurde dazu keine neue Regelung getroffen.
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